OKEANOS by Eberhardt del’ Antonio

OKEANOS by Eberhardt del’ Antonio

Autor:Eberhardt del’ Antonio [Antonio, Eberhardt del’]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: science Fiction, Roman, DDR
Herausgeber: Greifenverlag zu Rudolstadt
veröffentlicht: 1988-01-15T00:00:00+00:00


20

Wankon war mit Beli Kohlus am Windkraftgitterdamm gewesen, hatte die Anlage besichtigt und Belis liebstem Kind reichlich ehrliches Lob gespendet. Er war wirklich beeindruckt, mit wie wenig Mitteln man dem Winde hohe Energien abtrotzen konnte.

Nun saßen beide auf einer Bank in einer Grünanlage. Rings um sie herum junge Bäume und Sträucher und Blumenrabatten, vor ihnen die schimmernden Propellerkreise hochtouriger Windkraftturbinen, die in einem Gitter hingen, das wie ein mächtiges Rahsegel an den Querstangen eines riesigen Mastes befestigt war.

»Ein imposantes Bild, dazu das helle Klingen der sausenden Propeller – schade, daß ich bald abreisen muß«, sagte Wankon. »Was muß mich auch der Teufel reiten, mich mit Seybal zu reiben. Na, ich komme dich oft besuchen. Es wäre schön, Beli, wenn du auch zu mir kämest …«

Beli legte die Hände um ihre Knie, hielt ihren Kopf schräg und sah ihn von der Seite her an. »Und wer sagt, daß du abreisen mußt?« fragte sie ungezwungen.

Er sah sie groß an. »Das weißt du doch. Seybal, unser Herr und Meister!«

»Und wenn ich sage, daß du bleiben kannst und Schwustoch unterstellt wirst?«

»Mach keine solchen Späße«, wies er sie zurecht, stutzte, musterte sie aufmerksam und fragte: »Woher willst du das wissen?«

»Von Gennadi Schwustoch persönlich!«

»Ah ja? Und woher hat es Gennadi Schwustoch, wer hat ihm von meinem Zusammenstoß mit Seybal erzählt?«

»Na ich – auch persönlich!« sagte Beli gelassen.

Er schüttelte den Kopf. »Wie stehe ich jetzt da? Henry Wankon kann nicht mal seine eigenen Angelegenheiten ordnen!«

»Im Augenblick sehe ich dich sitzen … Und von Nichtkönnen kann keine Rede sein – vielleicht von Unentschlossenheit.«

»Was hast du dir dabei gedacht, Beli?«

»Daß man das nicht akzeptieren darf. Deinetwegen, Seybals wegen und meinetwegen nicht. Zudem, ich bin Abgeordnete!«

»Na, wundervoll, Wankon als Demonstrationsmodell gesellschaftlicher Macht.«

»Das meinst du doch nicht im Ernst?« Sie war fahl, und ihre Augen sprühten Empörung. »Bitte, sag, daß das nicht wahr ist!«

Ihre Empörung verunsicherte ihn. »Na ja, mich so bloßzustellen!«

»Ich stelle dich bloß, wenn ich mich einsetze, daß du hier bleiben kannst?« fauchte sie.

»Ich denke, es geht dir als Abgeordnete darum, Seybals Übergriff zu korrigieren?« fragte er begriffsstutzig.

»Was wohl dasselbe ist!«

»Ist es nicht! Du willst also, daß ich bleibe?«

»Und daß Seybals Übergriff …«, fuhr sie eigensinnig fort.

»Du willst, daß ich bleibe?« unterbrach er, nicht weniger beharrlich.

»Auch …«

»Und warum?«

»Du stellst Fragen«, sagte sie und wies mit dem Kopf nach dem Flugplatz. »Denkst du, ich möchte da draußen stehen und einer Maschine nachsehen, die mit dir in den Wolken verschwindet?«

»Joi, du magst mich? Sag das noch mal!«

»Das habe ich nicht gesagt. Ich müßte dich besser kennenlernen. Und was heißt mögen? Und außerdem, ich kann als Abgeordnete solche Selbstherrlichkeiten nicht dulden!«

»Ich interessiere dich!« Wankon spielte den Fassungslosen.

»Da muß ich dir die Abgeordnete wohl nachsehen.«

»So ganz erwachsen wirst du großes Kind wohl nie?«

»Also ganz erwachsen, Beli Kohlus, willst du Henry Wankon zum Manne?«



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